Er sucht immer noch nach ihm. Nicht bewusst, nicht absichtlich. Aber in jeder Farbe, jeder Aura, jeder Welle im Ozean, jedem Strahl des Nordlichts am Himmel sucht er ihn. Und spricht den Namen seines großen Bruders doch nie aus. Die schwarzen Tropfen der Trauer hat er tief in sich eingesperrt und lässt sie selten hervorquellen. Ein Heulen, das Gefühl von Pelz unter den Händen, und er fängt an zu zittern. Für den Bruder, der nicht mehr sein darf.

Die Aura weniger Menschen kennt er so gut wie die seiner besten Freundin aus Kindheitstagen. In der Kindheit durch ihre Familien bekannt gemacht, haben sie sich angefreundet und sind seither irgendwie immer verbunden gewesen. Auf eine sehr störrische, widerspenstige Art. Sie lernt Gebärden, er Gefühle. Sie ist das schwarze Schaf, er das bunte. Wenn er zu jemanden geht, freiwillig, um zu reden, sich irgendwas zu holen, dann zu ihr. Billie, ich muss ihr davon erzählen, so könnte man ihn denken hören. Wenn jemand da ist, dann sie. Und wenn jemand da ist, dann eben er. Kalon macht sämtliche Rebellion nichts aus, er betrachtet sie mit stoischem Scharfsinn und sieht zu wie sie manchmal ins Unglück rennt und hat manchmal genug Mitgefühl, sie wieder rauszuziehen. Störrisch eben.

Farbe ist das, was er am meisten sieht in seinem Leben. Bunte Menschen malt sie leidenschaftlich gerne, also ergänzen sie sich, so die Annahme. Sie tragen Farbe auf den grauen Alltag auf, das in jedem Fall, und sind sich einig, dass alles auf der Welt zwischen Licht, Schatten und Schwarz und Grau und Weiß lebt und Tiefen verlangt. Licht verlangt. Und Dunkelheit. Ihre Farben sind dunkel-kräftig-hell und licht, und er malt sie ihr auf. Ja, sie sind sich einig in ihrer Konkurrenz um die beste Kunst.

Könnte der mal aufhören mit seinen sanften Farben? Wann immer Kalon Leanders Aura spürt, ergreift er praktisch sofort die Flucht und verlässt das Umfeld des Mitschülers. Das sind Gefühle, mit denen er absolut nichts zutun haben möchte und er hegt keinerlei Ambitionen, Leander jemals davon wissen zu lassen oder ihnen nachzugeben. Bleibt nur Abwarten bis sich das lästige Herzklopfen im Beisein des freundlichen, herzlichen Ravenclaw wieder verflüchtig hat. Wo er doch gutmütige Menschen nicht einmal ausstehen kann?!