Spencer könnte sich ja schon fragen, wieso er in Hogwarts Leute wieder traf, die er als Kind gekannt hatte. Denn fast wie bei Mae, konnte er sich an Anni auch kaum erinnern. Er wusste grob, dass er eine Cousine gehabt hatte. Aber von der Tiefe der Streitigkeiten ihrer Eltern hatte er nichts gewusst. Und es war erschreckend, denn eigentlich hätte er das seinen eigenen Eltern auch nicht zugetraut. Zu blöd, dass es so lange gebraucht hatte, bis sie merken, wer der jeweils andere eigentlich war. Immerhin hatten sie seit Jahren Familie in der Schule, sogar im selben Jahr und Haus. Zumindest konnten sie sich leiden. Das war doch schonmal viel wert. Jetzt musste Spence nur irgendwie herausfinden, wie er mit der gesamten Familiensituation umgehen sollte. Er war nur froh, dass Anni bei ihrem Dad war und nicht bei seinen Eltern, denn da hätte sie es vermutlich genau so schwer gehabt als Hexe, wie er als Zauberer.

Spencer stand definitiv nicht auf Arlo. Und der auch nicht auf ihn. Das war so klar, wie die Tatsache, dass die Sonne am nächsten Morgen wieder aufgehen würde. Die Spitznamen waren einfach da und wurden akzeptiert. Der Warren ist inzwischen für Spence wie ein Bruder und vermutlich neben Mae der wichtigste Mensch für ihn in Hogwarts. Logisch, dass er ihm dann auch schulisch hilft. Außerdem hat er ihm auch erzählt, wie es bei ihm zuhause aussieht, also zeugt das wohl von mehr als Vertrauen. Abgesehen davon wahrt Spencer so gut es geht einen gewissen Abstand zu den Dingen, die Arlo manchmal macht. Einfach, weil es ihn nichts angeht. Dennoch, wenn er Hilfe bräuchte, würde Spence ihm den Rücken decken, ganz klar.

Sandkastenfreunde, wie sie im Buche stehen. Nur, dass sie eben getrennt wurden. Aus wirklich dummen Gründen, wie Spencer findet. Und trotzdem kann er die Entscheidung von Maes Müttern mehr als nur verstehen. Eine Weile hatte er die Hexe tatsächlich vergessen, muss er wohl gestehen. Sie waren kleine Kinder. Zumindest bis man sich in Hogwarts wieder traf und die alte Freundschaft aufblühen lassen konnte, ganz ohne Probleme, als hätte es die Trennung nie gegeben. Spencer würde vermutlich fast alles für seine Freundin machen und will nur, dass es ihr gut geht. Selbst wenn sie in mancherlei Hinsicht wirklich anders denken. Das macht es doch umso schöner. Und er vertraut ihr bedingungslos.

Nicht im Sinne von Feinden. Nein. Klar, Esther war nicht immer die leichteste Person, aber eben auch nicht die schlimmste. Es ist mehr so ein Anstacheln im Unterricht, wenn es um die guten Noten ging, oder wer dran genommen wird für eine Antwort. Gesunder Sportsgeist, so sieht Spence das. Und an sich hat er dementsprechend auch nichts gegen die Zabini. Wobei er wohl zugeben muss, dass er so generell auch nicht besonders viel von ihr wusste. War immerhin nicht so, als würden sie gemeinsam Mittag essen und plaudern.

Mit dem anderen Zabini-Zwilling lief es da ähnlich wie mit Esther. Nur, dass er mit diesem auch während der Schülerzeitung redete. Selten etwas tiefgründiges, aber nicht ausgeschlossen, dass es vorkam. Angenehm, würde Spence das nennen. Eine Bekanntschaft, ja eine allgemeine Freundschaft, ohne besonderes Drama. Eben entspannt im Vergleich zu dem, was in Hogwarts sonst so passierte manchmal.